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Was schon erledigt ist

aus handicapt aktiv forum wurde Forum für inklusion und barrierefreiheit

Rundgang Nassauviertel und Bad Tournesol 17.8.2019

Wenn kleine Dinge zum großen Problem werden.

Idsteiner Beirat für Inklusion und Barrierefreiheit.

zeigt die alltäglichen Herausforderungen auf / Nassauviertel unter die Lupe genommen

Wie schnell „Kleinigkeiten“ zum großen oder auch alltäglichen Problem werden können, ist vielen Menschen, die unbeschwert und gesund durchs Leben gehen, oft nicht bewusst. Gesundheitliche Einschränkungen bestimmen das gesamte Leben, denn gerade alltägliche Erledigungen wie Aufräumen, Kochen oder Einkaufen stellen für Betroffene eine echte Herausforderung dar. Ihr Zuhause können die Betroffenen ganz nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gestalten, doch wenn sie das Haus verlassen, sind sie auf die Weitsicht und Hilfe anderer angewiesen. Ein Bewusstsein für eben diese alltäglichen Probleme und für die „Kleinigkeiten“ zu schaffen, die im Idsteiner Stadtgebiet für Probleme sorgen, hat sich der Idsteiner Behindertenbeirat in Kooperation mit der Stadt zur Aufgabe gemacht.

Seit vergangenem Jahr werden Stadtrundgänge unternommen, bei denen Betroffene Vertretern der Stadt berichten und vor Ort zeigen, was für Barrieren es in Idstein gibt und welche Fortschritte gemacht wurden. An diesem Wochenende bewegte sich die kleine Gruppe im Nassauviertel. Als Ausgangspunkt wurde das Idsteiner Tournesolbad gewählt, das für Menschen mit einer Beweglichkeitseinschränkung dank des vorhandenen Aufzugs auf den ersten Blick gut zu erreichen scheint.

Eine Bushaltestelle rund ums Tournesolbad fehlt

Doch Brigitte Geenen, Mitglied des Idsteiner Behindertenbeirats erklärte, dass es nicht die großen und offensichtlichen Dinge seien, die Schwierigkeiten bereiteten: „Es sind die „Kleinigkeiten“, die problematisch sind.“ Rund um das Idsteiner Tournesolbad fange es bereits damit an, dass es im näheren Umkreis keine Haltestelle des Idsteiner Stadtbusses gebe. „Dabei könnte man gerade das Tournesolbad und den nahe liegenden Edeka-Markt prima durch eine gemeinsame Haltestelle verknüpfen“, überlegte Geenen, die selbst auf den Bus angewiesen ist. Sieht man von dem Problem der bloßen Erreichbarkeit mithilfe des öffentlichen Nahverkehrs einmal ab, lassen weitere Einschränkungen nicht lange auf sich warten.

So benötigen viele Rollstuhlfahrer eine am Auto montierte Rampe, um das Fahrzeug zu verlassen. Die vorhandenen Behindertenparkplätze seien dafür jedoch oft nicht ausgelegt und das Bewusstsein und Verständnis der Gesellschaft, dass ein Rollstuhlfahrer aufgrund der Rampe eben einen zusätzlichen Parkplatz benötige, sei zudem oft nicht vorhanden, führte der Behindertenbeirat auf.

Die Vertreter der Stadt hörten sich die Sorgen und Probleme der Menschen nicht nur an. Gleich zu Beginn setzten sich der Stadtverordnete Gert Richter und der Leiter des Amts für Soziales, Jugend und Sport der Stadt Idstein, Jörg Jansen, in die mitgebrachten Rollstühle. Nur so könne man die Probleme wirklich nachvollziehen, erklärte Jansen. Schnell wurde den Vertretern der Stadt klar, wie schwierig bereits das bloße Lenken eines Rollstuhls sein kann. Zudem bemerkten sie, dass selbst abgesenkte Bordsteine eine Herausforderung darstellen. Wenige Zentimeter machen einen großen Unterschied, die zu einem schwierigen Balanceakt führen.

„Wichtig für Menschen mit einer Seheinschränkung ist zudem die Kenntlichmachung der abgesenkten Bordsteine“, erklärt Brigitte Geenen. Schnell könnten gleichfarbige Kanten übersehen werden.

Doch das Nassauviertel bietet auch einige Stellen, an denen in vielen Details auf die Barrierefreiheit geachtet wurde: Weiße, bis auf den Boden abgesenkte Bordsteine und ebenmäßige Untergründe sind hier häufig zu finden. 

SchwimbadBadbegehung  17.8.2019

Es ist kein Lift vorhanden, um vom Beckenrand ins Wasser zu kommen.

Empfohlen wird ein mobiler Lift, wie er in allen Städtischen Bädern Wiesbaden vorhanden ist. 

Fa. RMT Model Pal. 

Behindertenumkleide

Es fehlt ein stabiler Stuhl mit Lehnen zum Umziehen.

Die Abtrennung der Umkleidekabine  im Behindertenbereich ist für Rollstuhlfahrer zu klein.

Es wäre zu überlegen, ob der Raum nicht insgesamt zum Umkleiden genutzt werden kann, dann könnte die Abtrennung entfallen. 

Ein Notruf sollte auch im Raum- wie im Bad nebenan vorhanden -nachgerüstet werden. Das wäre mit geringem Aufwand möglich, da der Anschluss an der Wand der Umkleide ist. 

Allgemeine Umkleideräume

Auf die größeren Umkleidekabinen sollte farblich und mit Beschilderung hingewiesen werden, da auch diese mit Rollator oder Gehhilfe benutzt werden können und so der einzige kleine Behindertenbereich entlastet würde.

Die Zahlen an den Spinden sind so klein, dass diese von Brillenträgern nicht mehr ohne Sehhilfen erkannt werden können. 

Wir sind gerne bereit für die Umsetzung an weiteren Gesprächen teilzunehmen um die Punkte zu vertiefen.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung. 

Nassauviertel

im gesamten Viertel sind keine barrierefreien Bordsteine eingebaut, lediglich abgesenkte Bordsteine bis zu 4 cm Kantenhöhe.

Die im Bild befindlichen sind an der Bushaltestelle Hans-Nitsche Str. Ecke Walramstraße, leider ohne Zebrastreifen, was besonders Menschen mit Sehbehinderung in die Irre führt. 

Hier einen Überquerung ohne barrierefreien Bordstein 

Ecke Maximilianstr. und Saarbrücker Weg: An dieser Stelle ist der Fußgängerweg unterbrochen und es befindet sich an dieser Stelle kein abgesenkter — oder barrierefreier Bordsein. Hier gehen ältere Mitbürger ohne jegliche Hilfe mit Rollatoren spazieren. 

Integration auf Rädern 11.06.2012 – IDSTEIN Von Marion Diefenbach Idsteiner Zeitung TART-ORTE

Mitreißendes Rollstuhl-Sportereignis in der Idsteiner Hexenturmhalle Als Andrea Naumann zum Auftakt des „integrativen Sportfests“ Rollstuhlfahrer und Publikum in die Mitte der Sporthalle bittet, um gemeinsam den Waka-Waka-Tanz zu vollführen, rollt mit den Mainhatten Skywheelers, den Show-Basketballern des Rollstuhlsportclubs (RSC) Frankfurt, ganz selbstverständlich auch ein kleines Mädchen im Sportrollstuhl normaler Größe heran. Sie heiße Carolin und sei vier Jahre alt, erzählt sie später. Nein, sie dürfe noch nicht mitspielen, aber wenn sie größer sei, ganz bestimmt. Nein, sie braucht eigentlich keinen Rollstuhl, auch wenn sie ihn perfekt beherrscht, aber ihr Papa, Mannschaftstrainer Michael Ortmann, dem habe man das Bein aufschneiden müssen, weil der Knochen kaputt war. Genau diese Selbstverständlichkeit im Umgang von Rollstuhlfahrern und Fußgängern miteinander stand im Mittelpunkt der Premiere von „Fight for Respect“ in der Hexenturmhalle, die von der Selbsthilfeinitiative „handicapt Aktiv forum“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe tArt-Orte organisiert worden war und einiges an künstlerischen und sportlichen Highlights bot. Den Anfang machte Marlene Kiepke mit ihrer erstaunlichen Luftakrobatik, die sie – musikalisch begleitet durch Gesang von Nathalie Neid – an zehn Meter langen weißen Tüchern präsentierte. Anscheinend spielerisch kletterte sie an den Tüchern hoch, wickelte sich ein, vollführte Luftrollen und Rutschpartien nach unten, wobei allerdings die am Rücken rasch sichtbaren roten Streifen erahnen ließen, dass es wohl nicht ohne totale Kontrolle über das eigene Körpergewicht geht. Im Anschluss zeigte die Sporttanzgruppe des RSC Frankfurt, darunter das Siebenfache Meisterschaftspaar Jean-Marc Clément und Andrea Naumann, die die Gruppe auch trainiert, schwungvoll und dynamisch Standardtänze wie Walzer, Disco Fox, Samba, Cha-Cha-Cha und Rumba mit jeweils einem Rollstuhltänzer in jedem Pärchen. Das Publikum war eingeladen, sich der rhythmisch perfekten und sehr geschickt choreografierten Formation anzuschließen, begnügte sich jedoch mit fasziniertem Zuschauen. Die Jungstars der Mainhatten Skywheelers, die anschließend Einblicke in ihr Basketballtraining gaben, sind mehrfache Deutsche Meister und trainieren vor Meisterschaften fünfmal wöchentlich mit Michael Ortmann. Sie spielen auf normale Basketballkörbe, und nicht alle sind „echte Rollstuhlfahrer“: hier wird durch ein spezielles Punktesystem für den Wertungsausgleich gesorgt und damit das integrative Spiel ermöglicht. Auch das Reglement gleicht mit geringfügigen Anpassungen dem Normalspiel. Beispielsweise sind im Ballbesitz statt Schritten zwei Berührungen des Greifrings am Rad zulässig, bevor Dribbeln oder Passen erfolgen muss. In faszinierenden Szenen zeigten die Skywheelers, wie gut Kommunikation und Zusammenspiel in unterschiedlichsten Spielsituationen funktionieren; sie haben nicht nur den Ball, sondern auch ihre extraleichten Sportrollstühle absolut unter Kontrolle. Diese reagieren so direkt, dass sie sich schon durch geringe Verlagerungen des Körpergewichts lenken lassen; ihre Speichen Räder sind schräg angesetzt und teilweise mit Kunststoffabdeckungen versehen. Einige sind durch drei bis vier zusätzliche Röllchen stabilisiert; trotzdem kommt es gelegentlich im Eifer des Gefechts zu knallenden Zusammenstößen, und hin und wieder kippt auch ein Stuhl um. Die hoch motivierten Spieler verstehen es jedoch, aus eigener Armkraft wieder in Sitzposition zu kommen – wie viel Gleichgewichtssinn und Beweglichkeit nötig sind, um so einen Rollstuhl unter Kontrolle zu halten und gleichzeitig mit dem Ball auf den Korb zu zielen, konnten die Zuschauer an diesem Nachmittag im hinteren Teil der Halle selbst ausprobieren. Die erstaunliche Sportshow wurde ergänzt durch mitreißende Einlagen der TV Dance Company des TV 1844 Idstein, die sich erst vor einem Jahr formiert hat, und die kostenlose Veranstaltung dürfte tiefe Eindrücke hinterlassen haben.